Auf der TRANSFORM 2025 in Berlin wurden wir dem Stiftungsmotto "Menschen bewegen" einmal im wahrsten Sinne des Wortes gerecht: unser Privilege Walk machte ungleiche Startbedingungen sichtbar und lud ein, eigene Privilegien zu reflektieren. Denn auch in der Welt der Startups ist Chancengleichheit noch lange nicht erreicht. Frauen, Menschen mit Migrationsbezug, junge Leute und Nicht-Akademiker:innen haben schlechtere Chancen, erfolgreich oder überhaupt ein Startup zu gründen. Teilnehmende konnten diese Benachteiligung erleben und gemeinsam diskutieren.
Der Privilege Walk: Ein Hands-on-Format für gesellschaftliche Ungleichheit
Unbewusste Vorurteile prägen Entscheidungen und Strukturen. Der Privilege Walk ist ein Format, das Privilegien und Benachteiligungen verschiedener Gruppen erlebbar macht. Die ungleiche Verteilung von Rechten, Möglichkeiten und Ressourcen wird hierdurch besonders gut veranschaulicht.
Dazu schlüpfen Teilnehmende in zufällig zugewiesene Rollen – in unserem Fall fiktive gründungsinteressierte Personen mit verschiedenen biografischen Merkmalen. In den meisten Fällen unterscheiden diese Zuschreibungen sich von den wahren eigenen Lebensumständen. Hier ist also Vorstellungsvermögen gefragt, denn die Antworten sollen aus Sicht der jeweiligen Rolle gegeben werden. Im Fokus steht nicht faktische Korrektheit, sondern die subjektive Wahrnehmung gesellschaftlicher Realität.
Der Privilege Walk unterscheidet sich von Panels oder Vorträgen durch seinen erfahrungsorientierten Ansatz. Teilnehmende bewegen sich anhand von Ja-/Nein-Statements durch den Raum, wodurch Privilegien und Benachteiligungen körperlich erfahrbar werden. Beispiele für Aussagen während des Walks sind: „Ich bin männlich.“ Oder „Ich habe noch nie persönliche Erfahrung mit Rassismus gemacht.”Wer nach des Walks vorne steht, verkörpert eine privilegierte Position. Im Kontext des Gründertums entspricht dieser Prototyp häufig einem männlichen Akademiker ohne Migrationshintergrund, dessen Eltern selbst studiert oder gegründet haben.
Da es mitunter herausfordernd ist, sich von der eigenen Perspektive zu lösen, gewinnt die anschließende Reflexion umso mehr an Bedeutung. Sie soll das Bewusstsein für Ungleichheiten fördern und zur Diskussion über konkrete Schritte in Richtung Chancengleichheit anstoßen. So zeigte sich nach unserem Walk, dass die Rollenkarte, die letztlich an vorderster Stelle lag, zwar allen genannten Kriterien entsprach, jedoch einen Migrationsbezug aufwies – offenbar hatte die betreffende Person bei der Auswahl vor allem die Dimension Geschlecht berücksichtigt. Hier wird deutlich: Intersektionalität, also das Überschneiden und Zusammenwirken verschiedener Formen von Diskriminierung oder Ungleichheit, ist uns oft nicht bewusst und vielen Gründer:innen schlicht nicht aus eigener Erfahrung bekannt.